Erfolgreiches Recruiting

Bewerbungsgespräch für Dummies – die 5 häufigsten Fragen und wie du sie beantwortest

Viele online-Ratgeber erfassen zum Thema Bewerbungsgespräch die wichtigsten Dos und Don’ts. Da diese aber oft sehr offensichtliche Ratschläge enthalten, wie beispielsweise “sei pünktlich” oder “erzähle keine Lügen über dich”, wollen wir uns nur mit den wirklich wichtigen Dingen befassen. Und zwar mit den 5 am häufigsten gestellten Fragen im Vorstellungsgespräch – damit du sie beim nächsten Interview erfolgreich beantworten kannst!

  1. Erzählen Sie mir ein bisschen über sich selbst.
  2. Warum sollten wir Sie einstellen?
  3. Was sind Ihre größten Schwächen?
  4. Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?
  5. Haben Sie noch irgendwelche Fragen an uns?

1. Erzählen Sie mir ein bisschen über sich selbst.

Obwohl diese Frage immer wieder von Personalverantwortlichen gestellt wird und oft als Einleitungsfrage in das Interviews gilt, wissen viele Arbeitssuchende trotzdem nicht, wie sie am besten mit dieser Frage umgehen sollen. Das liegt daran, dass sie sehr vage ist und viel Spielraum zum beantworten offen lässt. Viele Bewerber/innen werden davon verunsichert und wissen nicht, was das Gegenüber genau hören möchte. Ein guter Ansatz ist folgender:

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft

Beschreibe, was du in der Vergangenheit getan hast, das dir im neuen Job weiterhelfen wird. Beispielsweise könntest du auf dein Studium oder deine Berufserfahrung eingehen. Wenn du noch keine Berufserfahrung gesammelt hast, kannst du ebenso von deinen Interessen erzählen, solange spannende Dinge dabei sind, die deine Charaktereigenschaften umrahmen. Danach gehst du auf die Gegenwart ein und erklärst, wonach du gerade suchst und warum. Zuletzt kannst du noch auf deine längerfristigen Ziele eingehen und betonen, wie der neue Job zu deinen Zielen passt.

Beispiel:

“Ich komme aus Klagenfurt und habe 2016 an er FH in Wien studiert, wo ich 2019 mit einem Bachelor of Arts in Business das Studium Kommunikationswirtschaft abgeschlossen habe. Danach bin ich nach Graz gezogen und arbeite dort jetzt bei einem großen Unternehmen als Grafikdesigner. Meinen Job mag ich total gerne, aber ich suche zukünftig nach einem Job in einem etwas kleineren Unternehmen, wo ich mit einem kleineren Team zusammenarbeiten kann und mehr kreative Freiheiten habe.”

Pro Tipp:

Achte immer darauf, dass du während dem Gespräch Augenkontakt haltest und selbstbewusst wirkst. Versuche nicht zu viele Füllwörter zu verwenden und werde auf keinen Fall zu persönlich. Wenn du von der Frage nicht überrascht bist, sondern vorbereitest wirkst, macht das einen ganz besonders guten Eindruck.

Absolute No-Gos:

  • “Und dann bin ich nach Graz gezogen, weil mein Ex-Freund mit mir Schluss gemacht hat.” → zu persönlich!
  • “Hmm.. da weiß ich jetzt gar nicht, was ich dazu sagen soll.” → zu unvorbereitet!
  • “Also in meiner Freizeit gehe ich gerne shoppen und schaue Netflix.” → irrelevant!

2. Warum sollten wir Sie einstellen?

Bei dieser Frage kann man sehr schnell entweder zu arrogant oder zu unsicher wirken. Das perfekte Mittelding zu finden, soll geübt sein! Wenn du es schaffst, auf diese Frage selbstsicher aber bescheiden zu antworten und darüber hinaus noch Argumente findest, die deine Wichtigkeit für das Unternehmen betonen, hast du quasi schon gewonnen. Mit dieser Struktur tust du dir leichter:

Hard Skills → Soft Skills → welchen Wert du ins Unternehmen mitbringst

Hard Skills sind fachliche Fähigkeiten, die du dir theoretisch oder praktisch angeeignet hast wie beispielsweise Programmier- oder Sprachkenntnisse. Soft Skills hingegen sind Fähigkeiten, die dich persönlich ausmachen. Das können beispielsweise Eigenschaften, wie Stressresistenz oder Team-Geist sein. Beginne mit deinen Hard Skills und greife danach deine Soft Skills auf. Hast du das getan, kannst du noch betonen was du zum Unternehmen beitragen würdest und so von dir überzeugen.

Beispiel:

“Wie Sie auf meinem Lebenslauf sehen können, habe ich alle fachlichen Kompetenzen, die der richtige Kandidat haben soll. Ich habe 10 Jahre Erfahrung in der Videobearbeitung. Ich weiß, wie man produziert und ich habe einen Master in Marketing. Aber darüber hinaus besitze ich auch die nötigen Soft Skills für die ausgeschriebene Stelle. Ich bin ein Team-Player, ein sehr guter Kommunikator und habe einen Sinn für Humor. Zudem habe ich mich über Ihr Unternehmen schlau gemacht und ich weiß, dass Sie jemanden suchen, der Verantwortung übernehmen kann. Ich habe bereits Ideen, die Ihrem Unternehmen dabei helfen können, die langfristigen und kurzfristigen Ziele zu verwirklichen und würde mich sehr über einen Chance freuen, diese mit dem Team zu teilen.”

Pro Tipp:

Sei auch auf diese Frage wieder vorbereitet und wirke nicht überrascht, wenn sie fällt. Achte darauf, dass du etwas spezifischer und nicht zu vage antwortest, damit sich dein Gegenüber ein klares Bild verschaffen kann. Und zu guter Letzt: Sei weder zu arrogant noch zu unsicher – finde die perfekte Mitte!

Absolute No Go’s:

  • “Ich weiß nicht, ich meine Sie haben die Stelle ausgeschrieben und ich suche einen Job” → unvorbereitet!
  • “Sie sollten mich für meine Fähigkeiten, meine Erfahrung und meine Persönlichkeit einstellen” → zu vage!
  • “Ich bin besser als jeder andere und werde härter arbeiten als alle Ihre Mitarbeiter” → arrogant!

3. Was sind Ihre größten Schwächen?

Viele Bewerber/innen versuchen für diese Frage eine eigentliche Stärke als eine Schwäche zu verkleiden. Das ist allerdings nicht der optimale Ansatz, um diese Frage zu lösen, weil es den Anschein macht als würdest du nicht über dich selbst reflektieren können. Beantworte diese Frage lieber ehrlich. Leute, die offen über ihre Schwächen reden können, werden viel öfter genommen als solche, die so tun als hätten sie keine. Dieser Ansatz hilft dir bei der Formulierung deiner Antwort:

erkläre deine Schwäche → und daraufhin was du dafür tust, um die Schwäche zu überwinden

Erzähle was du als deine größte Schwäche siehst und beschreibe anschließend, wie du versuchst, diese Schwäche zu kompensieren oder gar in eine Stärke umzuwandeln. Das zeigt, dass du ehrlich bist, du deine Schwächen erkennst und du obendrein zielstrebig bist, da du dich aktiv damit beschäftigst besser zu werden.

Beispiel:

“Meine größte Schwäche ist mein Unsicherheit, wenn es darum geht vor vielen Leuten zu präsentieren. Wenn ich vor vielen Leuten sprechen muss, werde ich oft nervös und verliere mein Selbstbewusstsein. Aber ich habe mir schon viele Videos auf YouTube angesehen, die mich dazu inspirieren an meinen Präsentations-Skills zu arbeiten, wie z.B. die Veröffentlichung des Ipods von Steve Jobs. Ich möchte bald selbst so gut präsentieren können wie er und ich bin mir sicher, dass ich das schaffen kann.”

Pro Tipp:

Jeder Mensch hat Schwächen! Weit und breit gibt es niemanden, der keine einzige Schwäche besitzt. Das ist nunmal menschlich und vollkommen normal. Daher ist es umso schlimmer, wenn du so tust als hättest du keine, da du dann unglaubwürdig wirkst. Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zur Besserung – aber wenn du deine Schwächen nicht einsiehst, kannst du auch nicht an ihnen arbeiten.

Absolute No Go’s:

  • “Meine größte Schwäche ist mein Perfektionismus.” → nein, einfach nur nein
  • “Puh.. da fällt mir jetzt ehrlich gesagt nichts ein.” → *nichts, was du zugeben willst
  • “Ich bin sehr schlampig aber dafür arbeite ich schnell!” → kein Verbesserungswille

4. Wo sehen Sie sich in 5 Jahren?

Auch diese Frage kann knifflig sein, wenn man sich vorher keine Gedanken darüber gemacht hat. Prinzipiell versuchen Personaler/innen so einzuschätzen, wie lange du im Unternehmen bleiben willst und wie zielstrebig du bist. Niemand kann ganz genau vorhersehen, wo er/sie sich in 5 Jahren befinden wird, aber auch hier gibt es wieder einen Ansatz, der dir eventuell hilft:

momentanes Ziel → zukünftiges Ziel

Fange mit deinen aktuellen Zielen an. Was möchtest du erreichen? Worauf legst du deinen Fokus? Wie kannst du deine Wünsche verwirklichen? Danach gehst du auf die Zukunft ein. Was ist der Plan? Welche Fähigkeiten möchtest du beherrschen?

Beispiel:

“Momentan möchte ich Erfahrung in allen Facetten des Eventmanagements sammeln und lernen wie man Events mit großen Budgets koordiniert, damit ich dann irgendwann selbst große Projekte managen und aufziehen kann.”

Pro Tipp: 

Rede nicht darüber, wo du in 5 Jahren arbeiten oder leben willst, sondern welche Kenntnisse du dir in dem Zeitraum aneignen möchtest. Diese Frage ist die einzige, bei der du die Wahrheit ein bisschen verbergen kannst. Jeder würde in 5 Jahren am liebsten auf den Bahamas leben und jeden Tag das Leben genießen, aber sagen musst du das trotzdem nicht. Weiche diesen Fehlern geschickt aus, indem du dich auf deine Kompetenzen fokussierst.

Absolute No Go’s:

  • “Ich weiß noch nicht mal, was ich morgen zum Frühstück esse.” → unvorbereitet!
  • “Später möchte ich für ein großes Unternehmen wie Mercedes arbeiten.” → zu ehrlich!
  • “Ich sehe mich in 5 Jahren in Beverly Hills mit einem Oscar in der Hand.” → zu übermütig!

5. Haben Sie noch irgendwelche Fragen an uns?

Ja! Ja, du hast noch eine Frage an das Unternehmen und wenn’s geht, sogar zwei oder drei. Das Bewerbungsgespräch mit Fragen zu beenden, kann einen sehr guten Eindruck hinterlassen, solange du die richtigen Fragen stellst. Indem du Fragen stellst, merken Personaler/innen, dass du interessiert und engagiert bist. Aber Vorsicht: Manche Fragen können auch einen sehr schlechten Eindruck hinterlassen. Hier sind einige Fragen, die du stellen kannst/solltest:

  • Könnten Sie einen typischen Arbeitstag in diesem Unternehmen beschreiben?
  • Haben Sie irgendwelche Zweifel, was meine Fähigkeiten bezüglich der ausgeschriebenen Stelle betrifft?
  • Was war Ihr schönstes Erlebnis / Ihre schönste Erinnerung in diesem Job bis jetzt und warum?
  • Anhand welcher Kriterien wird in Ihrem Unternehmen Leistung gemessen?
  • Was sind die größten Herausforderungen, die Ihrem Unternehmen zur Zeit gegenüber stehen?
  • Wieso haben Sie sich für dieses Unternehmen entschieden?

Pro Tipp:

Besonders die zweite Frage ist unser persönlicher Favorit. Warum? Weil du so gleichzeitig eine Chance bekommst, mögliche Zweifel auf Seiten des Gegenübers zu beseitigen.  Mit raffinierten Fragen bleibst du nach dem Bewerbungsgespräch in Erinnerung und löst noch mal gute Gefühle bei dem/der Interviewer/in aus, denn Menschen lieben es, über sich selbst zu reden. Aber Achtung! Wenn du die falschen Fragen stellst, kann das unerwünschte Folgen mit sich ziehen.

Absolute No Go’s: 

  • “Wie hoch ist das Gehalt der ausgeschriebenen Stelle?”
  • “Wie viele Urlaubstage stehen mir zur Verfügung?”
  • “Nein, ich habe keine weiteren Fragen.”

Für alle, die noch fleißig weiter üben möchten, haben wir eine Liste mit 40 Übungsfragen fürs Bewerbungsgespräch zusammen gestellt. Den Artikel findest du hier: